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Ein erster Blick auf das Gemälde “landscape” von Christin Lamáde verrät noch nicht die Intention der Künstlerin. Ist es eine abstrakt-sumpfige Waldlandschaft, eine zeitgenössische Höhle, der Stalagmiten und Stalagtiten innewohnen, gar eine Schlacht? Oder beschreibt das moderne Kunstwerk doch nur die verschmierte Wand einer ranzigen Toilette in einer Berliner Kneipe?

Eine genauere Betrachtung offenbart multiple Aspekte, die die Kunstschaffende offenbar in ihrer Schöpfung verarbeiten wollte. Überraschenderweise haben sie auch mit uns, RCKT., zu tun.

Soziopolitik

Aus designtechnischen Gesichtspunkten konnte unsere Hipster-Kreativdirektorin sofort erkennen, dass es sich hierbei um ein Gemälde handelt, das sich vor allem mit soziopolitischen Themen in Berlin auseinandersetzt: Die Unter-, Mittel-, sowie Oberschicht der Hauptstadt-Disco-Besucher wird anhand der farbigen Ebenen analysiert und wie im echten Leben kategorisiert. Farblich werden hier Stereotype aufgegriffen, schwarz für die Unterschicht, gold für die Oberschicht. Ob Ironie oder Ernst, kann nicht vollständig beantwortet werden.

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[Kommentar der Kreativdirektorin, während sie das Bild falsch herum hält: “Ich glaub’ nicht an so analytischen Quatsch von teuren Gemälden, da nimmst du einen Pinsel in die Hand und kleckerst irgendwie rum”]

Kreativität

Durch die Farb- und Ebenenkombination der Kunstschöpferin lassen sich viele Interpretationen zulassen, die jeweils eine starke Tiefe aufweisen. Einen dieser Wesenszüge verdeutlich eine höhere Meta-Ebene und befasst sich mit der Interpretation des Lebens nach dem Tod, man verfließt mit dem Bild und läuft in das Licht hinein. Genau so, wie auch das Leben fließt und am Ende des Fließbandes der Tod auf jedes Individuum wartet.

Das Bild oszilliert in den verschiedenen Ebenen der farblichen Gestaltung, System und Umwelt der zu darstellenden Welt sind schwer voneinander abzugrenzen. Sinnbildlich sieht auch ein Hamsterrad von innen wie eine Karriereleiter aus.

Kommunikation und moderne Technik

Fließschemata in der Maltechnik stellen sofort eine spielerische Komponente heraus: stille Post. In der Kommunikation steht am Anfang eine Nachricht, die es zu übermitteln gilt. Schwammige Aussagen führen zu einem Endergebnis, das nicht klar ist und somit keinen Wert mehr innehat. Eine Verkettung zufälliger Umstände, wie sie oft in Großkonzernen zu finden ist, machen so eine effiziente Kommunikation fast unmöglich.

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Die Künstlerin möchte hiermit den Verfall unserer Gesellschaft hervorheben, die Unschärfe und die dadurch gesteigerte Informationsinflation bedeuten den Zerfall menschlicher Kommunikation in Form von Interaktion.

Herausfordernd, ja überrascht sahen wir uns, als wir rezipierten, dass auch der Faktor E-Mail, der in der heutigen digitalen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken ist und ebenso inflationär benutzt wird, auch in diesem Bild verarbeitet wird.

E-Mail, des Ursprungs her vom Lateinischen emano, herausfließen beschreibt klar das Problem, das gleichzeitig Phänomen des 21. Jahrhunderts ist, verkörpert die Kommunikation von A nach B, ein ständiger Fluss an Mitteilungen, man wird durch verschiedene Internetportale geleitet. Rein zufällig erhält man dubiose Werbeanzeigen von Schuhen, die man gestern noch auf Zalando bestellt hat. Die E-Mails und der Inhalt wird durch den Schlauch des Internets gezogen, jeder ist transparent, jeder wird zur Werbetafel.

Soll und Haben

Gehälter, ein Thema, auf das man nicht unbedingt gerne zu sprechen kommt, doch Lamáde überwindet diese ungeschrieben Regel. Mit Hilfe der benutzen Maltechnik Farben fließen lassen charakterisiert die Künstlerin metaphorisch, dass zwar eine gewisse Masse an Bezugsmöglichkeiten vorhanden ist, jedoch mal mehr, mal weniger, von oben nach unten durchsickert. Am Ende existiert der klägliche Rest. Zu viel zum sterben, zu wenig zum leben.

Kapitalismuskritik par excellence.

RCKT.

Analyse hin oder her. Die eigentliche Frage lautet, warum dieses Bild? Warum RCKT.?

Ein Amateur möge denken, die Kombination harmoniert nicht, kein schwarz-weiß, wo ist der Kontrast? Doch das geübte Auge erkennt sofort das Gefüge, das beide verbindet: Bridging Worlds. Es gilt, die neue und die alte Welt zu verbinden. Der Grauanteil im Bild verkörpert das Alte, während Gold die neue Welt darstellt. Beides versuchen hier sowohl die Künstlerin als auch RCKT. im täglichen Handeln durchzusetzen.

Die angedeuteten Baumstämme illustrieren die Mitarbeiter, die ihre Wurzeln in verschiedenen Regionen der Erde haben (Communications Manager mit Kontakten zum Mars dringend gesucht!). Zusammen bilden sie ein umfassendes, harmonisches Bild.